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18.06.2013 10:01

Neu an der MNF: Prof. Rolf Kümmerli

Rolf Kümmerli ist SNF-Förderprofessor und untersucht bei Stäbchenbakterien der Gattung Pseudomonas aeruginosa, einem weitverbreiteten pathogenen Krankenhauskeim, kooperatives und betrügerisches Verhalten. Kümmerli ist verheiratet und Vater zweier Kinder im Vorschulalter.


Prof. Rolf Kümmerli untersucht kooperatives und betrügerisches Verhalten bei Bakterienpopulationen.

"Bakterien sind wahre Goldminen." Rolf Kümmerli

Wissenschaftliche Arbeit versus andere Berufstätigkeit: Weshalb haben Sie sich für die Wissenschaft entschieden?
Rolf Kümmerli (RK): Die Frage stellte sich mir so nicht: In meinem ganzen Werdegang stellte ich jeweils nach Abschluss einer Phase fest, dass mich auch der nächste Schritt noch interessierte. So ging ich von Stufe zu Stufe. Konkret: Ich hatte einen hervorragenden Biologielehrer an der Bezirksschule, so dass ich ein Gymnasium mit naturwissenschaftlichem Profil wählte. Als es um die Studienwahl ging, schwankte ich zwischen Biologie, Medizin und Chemie. Dass ich Biologie studierte, war letztlich ein Gefühlsentscheid.

Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit?
RK: Ich schätze das unabhängige Denken, die Möglichkeit dem Intellekt freien Lauf zu lassen. Die Evolutionsbiologie ist dafür prädestiniert: Ihre Problemstellungen sind äusserst komplex und erfordern einen interdisziplinären Ansatz. Bakterien - das sind nicht einfach simple Einzeller, die irgendwo rumlungern - sondern Organismen, die ihr Verhalten durch komplizierte extrazelluläre Mechanismen synchronisieren und als Gruppe ein koordinatives Verhalten aufweisen. Für einen Biologen wie mich sind Bakterien regelrechte Goldminen, aus denen sich immer wieder unerwartete Schätze bergen lassen.

Gab es in Ihrer Karriere Durststrecken oder Misserfolge? Wie überwanden Sie diese?
RK: Ich habe mich nicht von Anfang an mit der Erforschung von Bakterienpopulationen befasst: Ursprünglich waren Kooperation und Konflikte bei höheren Organismen – bei Primaten und Insekten – mein Thema. Ich habe den Wechsel in die Mikrobiologie offen gestanden massiv unterschätzt: Die Arbeits- und Denkweisen sind verschieden, und zudem musste ich mir ein neues Umfeld aufbauen. Ich habe längere Zeit nicht publizieren können, was sich im CV natürlich nicht besonders gut macht. Aber im Endeffekt hat sich der Wechsel zu den Bakterien für mich wissenschaftlich auf jeden Fall gelohnt.
 
Wer hat Sie in Ihrem beruflichen Umfeld am stärksten unterstützt? Wer im privaten Bereich?
RK: Beruflich hatte ich das grosse Glück immer mit Mentoren zusammenzuarbeiten, die meine Karriere unterstützten. So war ich für meinen Doktorvater nicht nur eine Arbeitskraft in seinem Labor. Er führte mich von Anfang an in die Wissenschaftsgemeinschaft ein, schickte mich an Kongresse, so dass ich meinen Horizont erweitern konnte. Privat unterstützte mich meine Frau, indem sie mich überall hin begleitete.

Hatten Sie Vorbilder, die Ihren Werdegang beeinflusst haben? Welche?
RK: Ein eigentliches Vorbild hatte ich nicht. Aber ich habe von allen meinen bisherigen Stationen und den Forschern, die ich dort antraf, jene Aspekte übernommen, die ich für gut und richtig halte. Ich bin beispielsweise bei der Planung und Durchführung meiner Experimente ausgesprochen zielstrebig und effizient. Das kommt ganz klar daher, dass ich früher Primaten und Insekten in ihrem natürlichen Umfeld erforschte und nur einmal im Jahr Experimente durchführen konnte. Ohne Effizienz und minutiöse Planung kann man im Feld keine brauchbaren Resultate erzielen. Das kommt mir jetzt im Labor zugute.

Wie stellen Sie Ihre persönliche Work-Life-Balance sicher?
RK: Ich trenne meine Arbeit nicht von meinem Leben. Arbeit und Leben sind eins. Früher trieb ich viel Sport, ich spielte u.a. Volleyball. Dazu komme ich jetzt nur noch sporadisch. Die Wochenenden gehören auf jeden Fall der Familie, d.h. ich spiele sehr viel mit den Kindern oder wir unternehmen als Familie Ausflüge.

Welche Tipps geben Sie Jungforschenden, die eine akademische Karriere ins Auge fassen, auf den Weg?
RK: Gerade wenn man in der Schweiz mit ihrem Wohlstand und ihren perfekten Forschungsinfrastrukturen aufgewachsen ist, sind die verschiedenen Postdoc-Stationen im Ausland eine Herausforderung. Diese Erfahrung zu machen, kann ich jedem empfehlen. Jedoch sollte man im Auge behalten, dass die Aussichten auf eine fakultäre Position mit erhöhtem akademischem Alter schnell abnehmen. Ich halte es daher für wichtig, dass man sich von Anfang an eine klare akademische Alterslimite setzt und sich immer auch mit möglichen Alternativen zur akademischen Karriere befasst.

Universität Zürich
Institut für Pflanzenbiologie
Winterthurerstr. 190
8057 Zürich

Tel. +41 44 635 29 07
E-Mail rolf.kuemmerli (at) uzh.ch

Mehr Informationen zu Rolf Kümmerlis Forschungen und Fragestellungen: http://www.botinst.uzh.ch/research/evolutionary/kuemmerli/research.html

(Interview Dr. Calista Fischer, Kommunikationsbeauftragte MNF)


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