New@MNF: Theoretischer Teilchenphysiker Peter Stoffer

Peter Stoffer

Teilchenphysiker Peter Stoffer hat für fünf Jahre eine SNSF Eccellenza Professorial Fellowship. Er ist seit dem 1. September an der MNF der UZH und am PSI tätig
 

Wie war Ihr erster Monat? 
Peter Stoffer (PS): Danke, ich hatte einen sehr guten Einstieg und bin mit einem tollen Blumenstrauss überrascht worden. Besonders freut mich, dass ich bereits jetzt schon in der Lehre eingebunden bin: Die Vorlesung zu effektiven Feldtheorien ist nahe an meiner Forschung und richtet sich an Masterstudierende und junge PhDs. 

Wie beeinflussen die Corona-Restriktionen Ihre Tätigkeit?
PS: Im Vergleich zum letzten Jahr, als ich an der Universität Wien war, ist es doch viel lockerer. Besonders schätze ich, dass der universitäre Betrieb wieder vor Ort stattfindet – die Diskussionen und Meetings sind einfach viel effizienter, wenn man zusammen vor einer Wandtafel stehen kann. Mit meinem Forschungsgebiet bin ich an internationale Kollaborationen und Skype-Meetings natürlich gewohnt. Dennoch schätze ich das direkte Zusammenarbeiten mit Menschen ungemein. 

Weshalb haben Sie sich für die UZH als Host entschieden? Welches sind die Rollen von UZH und PSI in Ihrem Setting?
PS: Die Wahl der UZH als Host Institution ist in erster Linie thematisch begründet. Am Physik-Institut der UZH gibt es verschiedene Forschungsschwerpunkte, die Berührungsfelder mit meinem Forschungsgebiet haben. Dieses Setting ermöglicht einen bereichernden Austausch. Das Paul-Scherrer-Institut (PSI) ist ein starker Standort und in der Forschungswelt bekannt für seine Präzisionsexperimente. Zwischen UZH und dem PSI bestehen u.a. auch über Adrian Signer enge Beziehungen. Alles in allem bildet dies ein ideales Umfeld für mich und meine Forschungsfragen. Ich verbringe je die Hälfte meiner Zeit an der UZH und am PSI.  

Wo möchten Sie in fünf Jahren stehen? 
PS: In der Forschung lassen sich viele Dinge nicht wirklich planen. Mein Ziel ist es, in fünf Jahren eine feste akademische Position in der Schweiz zu haben. Im Moment freue ich mich in erster Linie über mein Eccellenza Stipendium und die tollen Möglichkeiten, die sich für mich als Forscher daraus ergeben, sowohl an der UZH, wie auch am PSI.

Wo haben Sie studiert? Welche Karriere-Etappen haben Sie wo absolviert? 
PS: Ich habe in Bern Astronomie und Physik studiert und in theoretischer Teilchenphysik promoviert. Anschliessend war ich zwei Jahre Postdoc am Helmholtz-Institut für Strahlen- und Kernphysik in Bonn und weitere dreieinhalb Jahre an der UC San Diego, davon zwei Jahre mit einem Advanced Postdoc Mobility Stipendium des SNF. Danach war ich während eines Jahres an der Universität Wien Universitätsassistent auf einer Stelle für fortgeschrittene Postdocs.

Wie erklären Sie einem zwölfjährigen Kind, woran Sie als Theoretischer Teilchenphysiker forschen? 
PS: Eine anspruchsvolle Aufgabe. Dazu müsste ich zuerst die Teilchenphysik erklären. Diese will verstehen, aus welchen Elementarteilchen die Materie, die uns umgibt, aufgebaut ist und welche Wirkung diese Teilchen aufeinander ausüben. Das Standardmodell der Teilchenphysik beschreibt viele Bereiche und Kräfte sehr genau. Wir wissen aber, dass das Standardmodell unvollständig ist. Ich suche nach neuen schweren Teilchen, die im Standardmodell nicht beschrieben sind und die bisher auch noch von keinem Teilchenbeschleuniger erzeugt worden sind. Es gibt zwei Möglichkeiten, nach solch neuen Teilchen zu suchen: die direkte und die indirekte Suche. Ich widme mich der indirekten Suche, d.h. ich suche nach kleinen Abweichungen zwischen Messung und theoretischer Voraussage. Dazu verbessere ich einerseits Standardmodell-Vorhersagen, andererseits entwickle ich die Theorie weiter, die Abweichungen zum Standardmodell beschreibt. Ein konkretes Beispiel: Ich beschäftige mich mit Myon-Zerfällen, nach denen am PSI gesucht wird, die gemäss Standardmodell aber verboten sind.

Woher stammt Ihre Faszination für Physik?
PS: Bereits als Zweitklässler habe ich mich für Astronomie interessiert. Meine Eltern schenkten mir dann ein kleines Fernrohr. Für mich war denn auch klar gewesen, dass ich Astronom werden wollte. Dass ich während des Studiums in die Teilchenphysik abgeschwenkt bin, hängt mit den packenden Themen zusammen, die für Bachelor- und Masterarbeiten angeboten wurden, und der Art, wie meine Betreuer ihre eigene Begeisterung vermittelten. Astronomie fasziniert mich aber noch immer und ich bin begeisterter Hobby-Astrofotograf: Von der totalen Sonnenfinsternis 2017 konnte ich in Oregon tolle Aufnahmen machen. 

Wie und über welchen Zeitraum werden Sie Ihre Gruppe aufbauen? Welche Eigenschaften muss jemand mitbringen, um bei Ihnen zu promovieren? 
PS: Einen ersten PhD-Studenten habe ich bereits angestellt, und ich plane bis im Herbst 2022 eine zweite PhD-Stelle und eine Postdoc-Position zu besetzen. Grundsätzlich suche ich jemanden, der fasziniert vom Thema ist und das nötige Durchhaltevermögen schon unter Beweis gestellt hat. Wichtig ist mir zudem, dass die Person gute Voraussetzungen für unabhängige Forschung mitbringt und die Chemie zwischen uns stimmt.

 

 

Bild: Peter Stoffer ist vor zwei seiner astronomischen Fotografien zu sehen.

Calista Fischer

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