#NewProfessor @MNF: Titus Neupert

Prof. Titus Neupert

Der theoretische Physiker Titus Neupert ergänzt die Festkörper-Physik an der UZH.

Er ist zwar erst seit Anfang Juni Assistenzprofessor am Physik-Institut, doch Titus Neupert fühlt sich an der UZH bereits heimisch: Der aus Dresden stammende Physiker hat auf dem Irchel seinen Master of Physics gemacht, anschliessend für ein Jahr in Tokio studiert und schliesslich an der ETH promoviert. Nach drei Jahren als Postdoc am Center for Theoretical Science in Princeton ist Neupert an seine Alma Mater zurückgekehrt und vertritt die Theorie für die am Institut betriebene Festkörper-Physik. Seine Gebiete sind die mathematische Beschreibung der Topologie von Quantenzuständen der Elektronen in Kristallen und die mit diesen Eigenschaften verbundenen physikalischen Konsequenzen. Mit ihm werden nun neu auch Grundlagen für zukünftige Quantencomputer an der UZH erforscht. Nicht nur Zahlen, Formeln und Gleichungen faszinieren den jungen Physiker; in seiner Freizeit malt er Portraits, sein Skizzenbuch begleitet ihn auf all seinen Reisen.

"Physiker sind da, um Probleme zu lösen", Prof. Titus Neupert

 

Herr Neupert, wie wird man theoretischer Physiker?

Titus Neupert (T.N.): Dazu braucht es wohl in allererster Linie eine grosse Liebe zur Mathematik und die Furchtlosigkeit im Umgang mit Gleichungen. Man muss kreativ sein und den Zustand des Steckenbleibens und Knobelns mögen.

Woher kommt diese Liebe zur Mathematik?
T.N: Einen wichtigen Anteil hatte auf jeden Fall mein Mathe-Lehrer am Gymnasium: Er behandelte uns wie Studierende und nicht wie Schüler. Und er zeigte uns nicht an der Wandtafel, wie ein bestimmtes mathematisches Problem gelöst wird, sondern liess uns eine Stunde über das Problem diskutieren und uns die Lösung selbst entwickeln. 

Sie sagen, dass man als theoretischer Physiker den Zustand des Steckenbleiben mögen muss. Wie bleiben Sie motiviert, wenn Sie länger festsitzen und nicht weiterkommen?
T.N: Ich arbeite immer an mehreren Sachen gleichzeitig. Es gibt immer ein Problem, bei dem man momentan besser weiterkommt und das dann auch mehr Spass macht. Man muss im Fluss mit der Sache bleiben, dann geht es weiter. Oft kann man von einem solchen Erfolgserlebnis den Schwung mitnehmen ins ursprüngliche Problem und dort mit einem freieren Geist weitermachen. Es ist wichtig, dass man eine gewisse inhaltliche Breite besitzt und verschiedene Lösungsansätze ausprobieren kann.

Wie lüften Sie Ihren Kopf durch?
T.N.: Ich halte mich gerne in der Natur auf, ich mag Wandern, Radfahren, Jogging. Auch in der Freizeit bin ich gern kreativ, ich fotografiere sehr gerne und male, meist Portraits. In den Ferien habe ich stets mein Skizzenbuch dabei. Am Anfang des Studiums betrieben ein paar Freunden ich zusammen einen kleinen Verlag, wir verlegten mehrere Bücher. Aber das musste ich schliesslich aus zeitlichen Gründen aufgeben.

Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit besonders?
T.N.: Die Unabhängigkeit und die Flexibilität. Auf meinem Gebiet gibt es wenige Experten, wir arbeiten oft in weltumspannenden Kollaborationen und so bin ich viel auf Reisen. Ganz allgemein setzt das Privileg, sich selbstbestimmt ein Thema geben zu können, eine grosse Kreativität frei. 

Welchen Tipp geben Sie jemandem, der in der theoretischen Physik eine akademische Karriere ins Auge fasst?
T.N.: Am Ende der Dissertation sollte man sehr ehrlich mit sich sein und fragen: Macht mir die wissenschaftliche Arbeit nachhaltig Spass und habe ich Papers von der nötigen Qualität? Weiter sollte man sich fragen, ob man bereit ist, Einschränkungen auf sich zu nehmen und – zumindest für eine gewisse Zeit – ins Ausland zu gehen.

Weshalb soll jemand Physik studieren?
T.N.: Physik ist die Wissenschaft, bei der man ein sehr grundlegendes Verständnis basierend auf Naturgesetzen erwirbt. Man wird im Denken und in der Logik geschult und man lernt, selbstgestellte Probleme zu lösen. Die Hauptqualifikation von Physikerinnen und Physikern ist es, wie auch immer geartete Probleme zu lösen. Und das ist eine äusserst attraktive Sache.

 

Calista Fischer

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