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Mathematisch-naturwissenschaftliche Fakultät

«Forschung bietet keine Patentrezepte, sondern immerwährende Faszination.»

Prof. Dr. Greta Patzke
Chemikerin, Anorganische Chemie und Nanomaterialien
 

Greta Patzke

Laufbahn

1993 - 1996 Chemiestudium, Universität Hannover, Deutschland
1997 Diplom in anorganischer Chemie, Universität Hannover, Deutschland
1999 Ph.D. in anorganischer Chemie, Universität Hannover, Deutschland
2000 - 2006  

Oberassistenz, ETHZ

Habilitation, ETHZ

2007-2013 SNF-Förderungsprofessur, Anorganische Chemie, UZH
2013-2016 Ausserordentliche Professorin, UZH
seit 2016 Ordentliche Professorin, UZH

Forschungsthema
Sie sind nur wenige Milliardstel Meter klein, wahre Multi-Talente und erobern unaufhaltsam Forschung und Technik: Nanomaterialien. Sie halten zunehmend Einzug in unseren Alltag. Nanotechnologie spielt in vielen Industriezweigen eine wichtige Rolle, z. B. in der Lack- und Kunststoffbranche, der Elektronik- und  Computertechnik, der Textilindustrie etc. Um die Entwicklung von neuen Nanomaterialien geht es auch in der Forschungsgruppe der jChemieprofessorin Greta Patzke.  Sie entwickelt neue Verfahren zur Herstellung besserer, modernerer oxidischer Nanomaterialien für Technik und Industrie und unkonventionelle pharmazeutisch aktive Stoffe. Dabei gilt ihr besonderes Interesse den sogenannten POMs, den Polyoxometallat-Clustern. Sie sind kleine «Verwandte» der funktionellen Oxid-Netzstrukturen: In einem POM sind Metallatome (z.B. Wolfram oder Molybdän) durch Sauerstoffatome zu einem molekularen Cluster verbunden, der durchaus auch einige Nanometer gross werden kann. Je nach Zusammensetzung und Teilchengrösse variieren nanoskalige Oxide und POMs wesentlich in ihren Eigenschaften. Sie sind äusserst vielseitige Materialien: Im Fokus stehen ihr Einsatz als Katalysatoren, als Bausteine in der umweltrelevanten Nanotechnologie – und potentiell als neue  antivirale Medikamente bzw. Chemotherapeutika gegen Krebs.

Wissenschaftliche Arbeit versus andere Berufstätigkeit: Weshalb haben Sie sich für die Wissenschaft entschieden?
Intellektuelle Inhalte faszinierten mich schon als Teenager. Die Chemie kristallisierte sich dann im Alter von 14 Jahren heraus: Das Taschengeld wurde in Chemiebücher investiert und die Teilnahme an der Internationalen Chemieolympiade war mein grosser Traum. Mit 19 wurde er wahr, als ich im Team für Deutschland eine Goldmedaille gewann. Dass ich studieren, promovieren und habilitieren würde, war für mich von Anfang an klar. 

Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit?
Mir gefällt, dass es in der Forschung keine Patentrezepte gibt -  als Forscherin muss ich mich jeden Tag der Komplexität und Unberechenbarkeit der Natur in ihrer ganzen Breite stellen. Zudem habe ich grosse Freude daran, diese Erfahrungen in der Lehre weiterzugeben. Und die Arbeit mit meiner Forschungsgruppe ist ein full time job: über die Erkenntnisse, die wir als Team erarbeiten, freue mich immer gewaltig – jede Woche gibt es quasi Weihnachtsgeschenke.  

Gab es in Ihrer Karriere Durststrecken oder Misserfolge? Wie überwanden Sie diese?
Durststrecken oder Misserfolge im üblichen Sinn habe ich nicht erlebt. Aber in der Forschung operiert man ständig am Limit – man muss mit der Begrenztheit der eigenen Person umgehen können. Wenn etwas nicht funktioniert, muss man sich nach dem eigenen Anteil am Versagen fragen. Das ist nicht immer angenehm – man darf als Persönlichkeit nicht zu eitel sein, sollte Misserfolge schnell vergessen und wegstecken können. Die Fähigkeit über sich selbst lachen zu können, kann dabei rettend sein. 

Wer hat Sie in Ihrem beruflichen Umfeld am stärksten unterstützt? Wer im privaten Bereich?
Ich habe in erster Linie auf meine eigenen Ressourcen gebaut: Karrieren, die man nicht aus eigener Kraft realisiert, sind einsturzgefährdet. Um ein gesundes Mass an Unterstützung zu erhalten, muss man gezielt darum bitten – und danach selbst viel zurückgeben. Privat haben mir meine Eltern grossen Rückhalt gegeben und mir immense Freiheit innerhalb eines klaren Wertesystems gelassen. 

Hatten Sie Vorbilder, die Ihren Werdegang beeinflusst haben? Welche?
Vorbilder haben mich von klein auf inspiriert: Die klassischen Philosophen, die ihr Leben in den Dienst einer Idee stellten, oder ein Komponist wie Johann Sebastian Bach, der in grösster materieller Bescheidenheit überirdisch schöne Musik schuf. Auch an Wissenschaftern der älteren Generation kann man sich ausrichten, die durch sehr effiziente Nutzung der bestehenden Technologie wesentliche Einsichten gewonnen haben.

Wie stellen Sie Ihre Work-Life-Balance sicher?
Als Wissenschafterin macht Arbeit den grössten Anteil meiner Lebenszeit aus – und auch den besten. Daneben ist es mir wichtig, dass ich in meinem Leben etwas habe, das mich abfedert, falls ich aus irgendwelchen – hoffentlich nie eintretenden  –Gründen nicht mehr forschen könnte: Ich bin stark interdisziplinär interessiert (u. a. Literatur, Geisteswissenschaften) und schreibe selbst Prosatexte. Daneben halte ich mich mit Sport körperlich fit und aktiv.

Welche Tipps geben Sie einer Jungforscherin, die eine akademische Karriere ins Auge fasst, auf den Weg?
Es braucht eine Vision, die man sich in seinem Leben als oberste Priorität setzt und mit der man die nächsten dreissig, vierzig Jahre erfüllt leben kann. Man muss ein guter Teamplayer sein – Erfolge werden in den Naturwissenschaften nur zusammen errungen. Nötig sind dazu auch ein dickes Fell, ein unerschütterlicher Glauben an sich selbst, Fokussiertheit und Gradlinigkeit. 

Institut für Chemie
Universität Zürich
Winterthurerstrasse 190
8057 Zürich
Tel. +41 44 635 46 91
greta.patzke(at)chem.uzh.ch