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Mathematisch-naturwissenschaftliche Fakultät

"Nach dem Grundstudium war klar: Ich will in der Wissenschaft bleiben."

Prof. Dr. Laura Baudis
Sie möchte mit ihrer Forschung grundlegende Fragen aus der Astroteilchenphysik und Kosmologie beantworten.

Laura Baudis

Laufbahn

1991 – 1997 Physikstudium, Universität
Heidelberg, Deutschland 
1997 Forschungsassistentin, Max Planck
Institut für Kernphysik, Deutschland
1997 – 2001 Ph.D. in Physik, Universität Heidelberg, Deutschland
2000 – 2003 Postdoctoral Fellow, Stanford University, USA
2003 – 2006 Assistenzprofessur, University of Florida Gainesville, USA
2006 – 2007 ordentliche Professorin für Astroteilchenphysik an
der RWTH, Deutschland
seit 2007   ordentliche Professorin für Experimentalphysik, UZH

 

Prof. Dr. Laura Baudis

Forschungsthema
Laura Baudis erforscht das Universum. Ihre Fragen: Wie ist das Universum entstanden? Woraus besteht es? Aufschluss darüber könnte die so genannte dunkle Materie im Weltall geben. Dunkle Materie stellt einen wesentlichen Bestandteil des Universums dar und gibt ihm seine beobachtete, grossräumige Struktur. Sie wurde bisher nur indirekt, über ihre Gravitationswechselwirkung, nachgewiesen.  Laura Baudis und ihre Gruppe versuchen, Teilchen der dunklen Materie durch deren vorhergesagten Kollisionen  mit Xenon-Atomen aufzuspüren. Dafür ist innerhalb einer internationalen Kollaboration ein Grossprojekt, das eine Tonne flüssiges Xenon bei -100 Celsius in einem Untergrundlabor in Gran Sasso, Italien, betreibt, aufgebaut worden. Das Experiment will  dunkle Materie nachweisen und  Informationen über die Eigenschaften von dunkle Materie Teilchen und deren Verteilung in der Milchstrasse liefern.

Wissenschaftliche Arbeit versus andere Berufstätigkeit: Weshalb haben Sie sich für die Wissenschaft entschieden?

ch will herausfinden, wie die Natur und das Universum funktionieren. Mich fasziniert die Klarheit, die Einfachheit der physikalischen Gesetze, die Tatsache, dass alles um uns herum grundsätzlich erklärbar ist. Obwohl ich schon als Kind von der Astronomie fasziniert war, habe ich ursprünglich mit dem Gedanken gespielt Mathematik, Informatik oder sogar Architektur zu studieren. Als ich 18 Jahre alt war, bekamen wir am Gymnasium erste Einsichten in die Atom- und Quantenphysik. Zum ersten Mal schien Logik, Ordnung, aber auch Geheimnisvolles hinter bisher scheinbar zusammenhangslosen Phänomenen zu herrschen. Mein Entscheid für ein Physikstudium fiel also relativ spät.  Nach dem Grundstudium war klar: Ich will in der Wissenschaft bleiben. 

Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit?

Es gibt keine Routine: Ich werde jeden Tag mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Jede Lösung eines Problems eröffnet neue, spannendere Fragen. Grosse Freude bereiten mir auch die internationalen Kollaborationen – in der Wissenschaft werden politische und ideologische Barrieren selten wahrgenommen. Als sehr befriedigend empfinde ich zudem die Arbeit mit meinen Doktoranden und wissenschaftlichen Mitarbeitern. Es macht Spass, den Nachwuchs zu fördern und dessen akademischen Erfolg zu beobachten. 

Gab es in Ihrer Karriere Durststrecken oder Misserfolge? Wie überwanden Sie diese?

Misserfolge im eigentlichen Sinn habe ich keine erlebt. Schwierigkeiten dagegen schon: Es fiel mir zum Beispiel schwer, mich zwischen theoretischer und experimenteller Physik zu entscheiden. Ausserdem ist die Astroteilchenphysik ein relativ neues Gebiet. Da hat mich die Äusserung eines angesehenen Professors zunächst  verunsichert, als er mir nach einem Jahr Diplomarbeit sagte «jetzt haben Sie Ihren Spass mit der dunklen Materie gehabt, machen Sie endlich mal richtige Physik». Die Tatsache, dass  Astroteilchenphysik mittlerweile als eines der erfolgreichsten und spannendsten Gebiete der Physik anerkannt ist, hat mich im Nachhinein in meiner Wahl bestätigt. 

Wer hat Sie in Ihrem beruflichen Umfeld am stärksten unterstützt? Wer im privaten Bereich?

Beruflich habe ich keine besondere Unterstützung erlebt, auf privater Ebene dagegen schon: Mein Mann ist auch Wissenschaftler – zwischen uns herrscht ein grosses Verständnis für den Zeitaufwand, der unsere Arbeit mit sich bringt. Wir haben während des Studiums geheiratet und unseren Weg gemeinsam gemacht: Ich wollte vor Dreissig ein erstes Kind und meine Dissertationsarbeit abgeschlossen haben. Wichtig für meinen Entwicklungsweg war auch die moralische Unterstützung meiner Eltern. Sie haben frühzeitig die  wissenschaftliche Neugier, aber auch das Interesse an Philosophie und Literatur in mir geweckt und mir freie Hand in allen wichtigen Entscheidungen gelassen.

Hatten Sie Vorbilder, die Ihren Werdegang beeinflusst haben? Welche?

ch habe nie versucht, mein Leben nach bestimmten Vorbildern zu modellieren. Sicherlich wurde ich vom Leben und Werk verschiedenster Persönlichkeiten beeinflusst. Ein Beispiel ist Richard Feynman; er verstand es wie kein anderer, sein tiefes Verständnis physikalischer Phänomene, die unglaubliche Schönheit physikalischer Gesetze an Studenten und auch an die Öffentlichkeit weiterzugeben. Seine Bücher, seine berühmten Vorlesungen und seine vielfältige Persönlichkeit haben mich von Anfang an fasziniert. Auch Steven Weinberg hat mit seinem  Buch «Die ersten drei Minuten. Der Ursprung des Universums» meine wissenschaftliche Kariere beeinflusst.  Ist es nicht verblüffend, dass wir - basierend auf im Labor getesteten physikalischen Gesetzen - die ersten Sekunden unseres Universums beschreiben können, eine Zeit, die mehr als vierzehn Milliarden Jahre zurückliegt?

Wie stellen Sie Ihre Work-Life-Balance sicher?

Als Wissenschaftler hat man den grossen Vorteil, seine Zeit relativ flexibel gestalten zu können. Es gibt keine harten Grenzen zwischen «Arbeit» und «Leben». Das Leben mit Kindern verlangt andererseits Zeiträume, die vollständig der Familie gewidmet sind. Solche Zeiträume finde ich enorm wichtig: sie erzeugen grosse, unmittelbare Freude und verschaffen gleichzeitig einen klaren Kopf und geben mir Energie für die weitere Arbeit. Was die Hausarbeit betrifft - ich habe bereits als Kind erlebt, dass diese gleichmässig zwischen den berufstätigen Eltern aufgeteilt wurde.  

Welche Tipps geben Sie einer Jungforscherin, die eine akademische Karriere ins Auge fasst, auf den Weg?

Machen Sie das, was Sie zu hundert Prozent interessiert – nur dann können Sie wirklich gut und erfolgreich werden. Eine akademische Laufbahn erfordert nicht nur wissenschaftliche Neugier und harte Arbeit, sondern auch ein hohes Mass an Leidenschaft, Flexibilität und Mobilität. Als akademisches Paar sollten Sie dorthin gehen, wo sich beide weiterentwickeln können. 

 

Institut für Physik
Universität Zürich
Winterthurerstrasse 190
8057 Zürich
Tel. +41 44 635 57 77
laura.baudis (at) physik.uzh.ch