Rekrutierungs- und Evaluationsmassnahmen
Wir wissen aus 30 Jahren empirischer Forschung, dass Frauen in der Wissenschaft kritischer beurteilt werden als Männer und oft als weniger fähig eingestuft werden, wenn sie ähnliche oder sogar identische Arbeit leisten. Wir, die Mathematisch-naturwissenschaftliche Fakultät (MNF), sind der Meinung, dass diese systematische Voreingenommenheit gegenüber Frauen wichtige Auswirkungen auf jede Phase der wissenschaftlichen Ausbildung und Karriere einer Frau hat. Daher überprüfen wir unsere eigenen Berufungs- und Rekrutierungsprozesse und analysieren die Auswirkungen der neuen Massnahmen, um Voreingenommenheit bei uns selbst und in unseren institutionellen Verfahren entgegenzuwirken, die 2015 erstmals eingeführt wurden.
Diese Massnahmen werden in unserem Flyer Recruiting for Excellence (PDF, 8 MB) und in diesem Schulungsvideo Professorial Recruitment and Selection at the MNF erläutert.

Seit 2015 haben wir eine Reihe von Massnahmen in kompetitiven Berufungsverfahren eingeführt, um die Chancengleichheit von Frauen und Männern zu erhöhen. Dazu gehören:
- Einführung von Gleichstellungsstandards für die Zusammensetzung von Berufungskommissionen
- >2 weibliche professorale Mitglieder, um zu zeigen, dass Frauen in unserer Fakultät ihren Platz und ihre Macht haben
- Fachperson für die Berufungsgeschäfte ist bei allen Kommissionssitzungen anwesend, um Befangenheit und Vorurteile zu erkennen und ihnen entgegenzuwirken
- Sensibilisierung der Kommissionsmitglieder für unbewusste Vorurteile und unsere Massnahmen, um diesen entgegenzuwirken
- Definition der Erwartungen an die zu berufende Person und der Bewertungskriterien vor der Veröffentlichung der Ausschreibung
- Geschlechtsneutrale Sprache in der Ausschreibung
- Bewertung der Leistungen im Verhältnis zum kumulierten akademischen Alter (Vollzeitäquivalente der Beschäftigung seit PhD)
- Vermeidung des Solo-Status und möglichst geschlechterparitätische Liste der zum Vorstellungsgespräch eingeladenen Bewerbenden
Darüber hinaus arbeiten wir auf einen systematischen Kulturwandel an unserer Fakultät hin:
- Gründung der Gleichstellungskommission auf Fakultätsebene 2016
- Schaffung der Möglichkeit von Teilzeitprofessuren für alle Geschlechter
- Hervorhebung von erfolgreichen Beispielen mittels der "Women in Science" Kampagne
- Stärkung einer Kultur der Wertschätzung, die mit akademischer Exzellenz vereinbar ist
- Sicherstellung der Fortführung der Gleichstellungsbestrebungen
Unsere Daten zeigen, dass die überarbeiteten Berufungs- und Rekrutierungsmassnahmen sowie die Sensibilisierungsbemühungen wahrscheinlich eine gewisse Rolle bei der erfolgreichen Einstellung von Professorinnen und dem allgemeinen Anstieg ihrer Präsenz in unserer Fakultät spielen.
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Wir gehen aktiv auf Wissenschaftlerinnen zu und laden sie ein, sich auf die ausgeschriebene Stelle zu bewerben, was zu einem starken Anstieg des Frauenanteils bei den Bewerbungen geführt hat.
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Bei der Auswahl der Bewerbenden, die zum Vorstellungsgespräch eingeladen werden, vermeiden wir den Solo-Status, da er sich negativ auf die Chancen unterrepräsentierter Gruppen auswirkt. Auf diese Weise konnten wir die Anzahl der Bewerberinnen in der Interviewphase erhöhen. |
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Seit der Einführung dieser Massnahmen konnte die Zahl der Frauen, die über kompetitive Auswahlverfahren auf Professuren berufen wurden, erhöht werden. |
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Zusammen mit der steigenden Zahl von Wissenschaftlerinnen, die über Drittmittelförderungen, Direktberufungs- oder ad personam Ernennungsverfahren Professorinnen an unserer Fakultät werden, wurden die Fortschritte auf dem Weg zu einem ausgewogenen Geschlechterverhältnis auf der Ebene der Professuren beschleunigt.
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Dieses Projekt wurde auf der LERU-Gender-Konferenz 2016 in Lund, Schweden, vorgestellt. Das Poster ist hier verfügbar.